Brustzentrum Berlin Heerstraße

Facharzt für Radiologie



Interview mit Dr. J. Hadijuana


Dr. J. Hadijuana erläutert die verschiedenen Verfahren zur Früherkennung des Brustkrebs

Warum ist eine frühe Erkennung von Brustkrebs so wichtig?
Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen mit der höchsten Sterblichkeitsrate. In den westlichen Ländern erkrankt jede 10. Frau im Laufe Ihres Lebens an Brustkrebs. Trotz großer Fortschritte in der Behandlung von Brustkrebs bietet die frühzeitige Erkennung eines Tumors die  besten Heilungschancen, bei sehr früher Diagnose mit einer nahezu 100%igen Heilung.


Was leistet die Mammographie?
Die Mammographie kann den kleinsten Brustkrebs im frühen Stadium, wo der Krebs noch nicht in der Lage ist, Metastasen zu bilden, erkennen. Mancher Brustkrebs bildet nämlich sehr früh Kalkablagerungen, die mit der Mammographie bereits ab 0,1 mm sichtbar sind. Der Brustkrebs in dieser geringen Größe ist zurzeit nur durch die Mammographie zu diagnostizieren. Mit keiner anderen Methode ist eine so frühzeitige Erkennung möglich.

Was ist eine Digital-Mammographie und wo liegen die Vorteile gegenüber der konventionellen Mammographie?
Die Digital-Mammographie ist eine verbesserte Mammographie-Technik mit digitaler Bearbeitung der Mammographie-Bilder. Sie bietet gegenüber der konventionellen Mammographie viele weitere Vorteile. Nicht nur dass die Strahlenbelastung um mehr als 50 % reduziert wird, sie bietet außerdem viel höhere Bildkontraste, so dass Brusttumore noch früher und besser diagnostiziert werden können. Durch die Möglichkeit der digitalen Bildnachbearbeitung ist für den Arzt eine höhere und effizientere Information gegeben. Bei der konventionellen Mammographie waren teilweise zur besseren Klärung weitere Zusatzaufnahmen notwendig, dies gehört bei der Digital-Mammographie der Vergangenheit an.

Warum brauchen wir eine Mamma-Sonographie-Untersuchung?
Entgegen vieler Meinungen ist die Sonographie keine Ergänzung für die Mammographie sondern eine äußerst wichtige eigenständige Untersuchung. Die Mammographie ist zwar zurzeit die einzige Methode, einen Tumor im Vorstufen-Stadium aufgrund der spezifischen Kalkbildung zu sehen, jedoch sind viele knotige Tumore bei dichtem Brustgewebe nicht zu sehen. Die Sonographie kann einen Tumorknoten ab 3 mm erkennen und zwischen gutartigem Tumor, z. B. einer Zyste oder einem Fibroadenom und bösartigem invasivem Tumor mit hoher Treffsicherheit differenzieren. Deshalb werden in meiner Praxis diese beiden Säulen der Mamma-Diagnostik, die Digital-Mammographie und die hochauflösende Sono-graphie, zur größtmöglichen Sicherheit der Patientinnen angewendet.

Gibt es andere bildgebende Verfahren für die Mamma-Diagnostik?
Ja, es gibt die MRT (Manget-Resonanz-Tomographie), auch bekannt als Kernspin-Tomographie. Der große Vorteil bei diesem Verfahren ist die sehr hohe Sensitivität, aber leider mit nicht ausreichender Spezifität, das heißt man sieht fast alle Veränderungen in der Brust, man kann aber oft nicht differenzieren, ob diese gut- oder bösartiger Natur sind. Hier werden sicherlich bald Fortschritte erhzielt werden. Wir benutzen dieses Verfahren bei einer speziellen Fragestellung in der Mamma-Diagnostik, z.B. könnte diese Methode ein Jahr nach einer Operation zur Unterscheidung von Rezidiv und Narbe benutzt werden. Außerdem wird sie auch bei Patientinnen mit Implantat angewandt.

Welche Verfahren verwenden Sie, um einen Verdacht abzuklären?
Wenn ein Befund sonographisch sichtbar ist, auch wenn der Knoten nicht tastbar ist, wird eine sonographisch gestützte Biopsie durchgeführt. Wenn der Herd nur mammographisch oder kernspin-tomographisch zu sehen ist, wird eine mammographisch bzw. eine kernspin-tomographisch gestützte Biopsie durchgeführt. Dieses Verfahren ist aber sehr aufwendig. Das beste und sicherste Biopsie-Verfahren wird zurzeit nur durch die sonographisch gestützte Biopsie gegeben. Der Tumor kann in jeder gewünschten Op-Lage lokalisiert und markiert werden. Erst wenn der Befund positiv ist, erfolgt in der Regel eine offene Biopsie, dass heist Tumorentfernung durch Operation

Wann erfährt die Patientin ihr Untersuchungsergebnis?
Bei jeder Untersuchung, digitale Mammographie oder hochauflösender Sonographie, wird die Patientin ausführlich beraten und aufgeklärt und das Untersuchungsergebnis wird der Patientin sofort mitgeteilt. Wenn eine Biopsie durchgeführt wurde, wird der Befund am gleichen Tag oder spätestens nach 24 Stunden mitgeteilt.

Wie oft sollte die Patientin zur Mammographie-Untersuchung kommen?
Seit 2007 hat in Deutschland jede Frau zwischen dem 50. und 69. Lebensjahr Anspruch auf ein Mammographie Screening, es besteht aber keine Pflicht zur Teilnahme. Bei dem Mammographie-Screening wird eine mammographische Untersuchung ohne klinische Untersuchung gemacht, das heißt ohne Inspektion und ohne Tastuntersuchung. Die Brust wird also nicht getastet und nicht optisch angesehen. Da die Mammographie-Untersuchung alleine ohne Sonographie nur einen Bruchteil der bösartigen Tumore entdecken kann, empfehlen wir in unserer Praxis ab dem 40. Lebensjahr eine jährliche Mammographie-Sonographie, wie es schon lange in den USA üblich ist. Sind innerhalb einer Familie mehrere Personen an Brustkrebs erkrankt, wird außer der jährlichen Mammographie auch eine halbjährliche Sonographie empfohlen.

Was können Sie zur Strahlenbelastung sagen?
Die Mamma-Sonographie und die Kernspin-Tomographie verursachen keine Strahlendosis. Die Digital-Mammographie hat eine sehr niedrige Strahlendosis von etwa 1 mGy. Diese Dosis ist so niedrig, dass eine Gefahr für die Patientin nicht besteht. Als promovierter Diplom-Physiker mit Spezialgebiet Atomphysik und Kernphysik kann ich dies mit gutem Gewissen sagen und jede Patientin auch individuell aufklären.